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ChatGPT

ChatGPT - Führt uns der Chatbot von OpenAI in die Zukunft?

Seit OpenAI seinen Bot ChatGPT im November 2022 veröffentlicht hat, experimentieren zahlreiche Nutzer mit dem Tool. "GPT" steht für "Generative Pre-training Transformer". Dabei handelt es sich um eine künstliche Intelligenz, die verwendet wird, um menschenähnliche Texte zu generieren.

Wir fanden das Thema so interessant, dass es kürzlich in einem unserer internen Lernkreise, den ITalks, behandelt wurde. In unserem aktuellen Blogbeitrag haben wir bei unserem Kollegen und Kursleiter Jonas nochmal etwas genauer nachgehakt.

Interview_ChatGPT

Was ist das Grundprinzip von ChatGPT?

Jonas: ChatGPT nutzt ein von OpenAI trainiertes Sprachmodell. Die Nutzung von sehr großen Datenmengen und das zusätzliche „Fine-Tuning“ auf spezifischere Aufgaben und Anwendungsbereiche sorgt dafür, dass ChatGPT mit nahezu allen Fragestellungen umgehen kann.

Die Fragen können dem Chatbot auf insgesamt 95 verschiedenen Sprachen gestellt werden. Um einen Output zu generieren, wird eine Frage in das Englische übersetzt, beantwortet und dann wieder zurück in die Eingabesprache übersetzt. Davon bekommt der Nutzer allerdings nur in Ausnahmefällen etwas mit.

Der Chatbot kann von jedem aktuellen Web-Browser gestartet werden.

Was ist das Besondere am Chatbot von Open AI?

Jonas: Das Besondere an ChatGPT ist insgesamt der gewaltige Unterschied zu vorherigen Lösungen. Natürlich ist ChatGPT (noch) nicht perfekt, aber definitiv anderen Chatbots weit voraus.

Das beginnt bereits bei der Eingabe der Fragestellung. Fragen können in natürlicher Sprache gestellt werden und es wird auch ausführlich in natürlicher Sprache geantwortet. Selbst mit Fehlern in Grammatik und Rechtschreibung kommt ChatGPT klar und liefert ohne Probleme die gewünschten Antworten. Außerdem bezieht der Chatbot den vorherigen Verlauf der Konversation mit ein, um Folgefragen bzw. genaueres Nachhaken möglich zu machen. All das sorgt dafür, dass sich der Chat natürlich anfühlt und man die Antwort bekommt, nach der man gesucht hat.

Ein für Entwickler interessanter Anwendungsbereich ist das Erstellen von Programmcode in verschiedenen Programmiersprachen. So wird z. B. eine Liste an Anforderungen in Quellcode übersetzt, der oft auch so in der Art verwendet werden kann.

Was sind die Grenzen von ChatGPT?

Jonas: Trotz all der interessanten Möglichkeiten, die ChatGPT bietet, ist der Chatbot oft noch mit Vorsicht zu genießen. Wenn man intensiver mit ChatGPT arbeiten möchte, fällt schnell auf, dass Irrtümer schon bei leichten Fragestellungen entstehen können.   
 

ChatGPT
BU: Beispiel für eine Fragestellung an ChatGPT.
 

Dadurch leidet generell das Vertrauen in die Richtigkeit der Antworten und man möchte sich oft noch durch andere Quellen absichern. Ein Beispiel hierfür ist auch das Erstellen von Programmcode. Wie oben schon genannt, kann ChatGPT Quellcode auf Basis von Anforderungen erstellen. Auch wenn das Ergebnis oft vielversprechend aussieht, kann man sich nicht darauf verlassen, dass hier Best Practices umgesetzt werden. Darüber hinaus kam es schon vor, dass ChatGPT Methodennamen erfunden hat, die in dem angewendeten Package nicht existierten. Von einem blinden Copy/Paste der Chatbot Antworten würde ich also prinzipiell abraten.

Eine weitere Einschränkung von ChatGPT ergibt sich dadurch, dass das Training auf Daten basiert, die bis 2021 gesammelt wurden. Entwicklungen, die nach diesem Zeitpunkt geschahen, können demnach nicht berücksichtigt werden.

Führt uns ChatGPT in die Zukunft?

Jonas: Ich denke, dass ChatGPT großes Potenzial hat und in vielen Themenbereichen und Berufsfeldern hilfreich sein kann. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass im Bereich Produktsupport einige Aufgaben übernommen werden könnten. Das Spezialwissen von ChatGPT ist bereits in der Standardversion erstaunlich. Ein Training des Modells auf einen bestimmten Bereich könnte hier sicherlich sogar noch mehr erreichen.

Interessant finde ich außerdem, dass die Suchmaschine Bing gerade an einer Integration von ChatGPT arbeitet, was den Zugriff auf aktuelle Daten ermöglichen soll. Vielleicht wird sich die Art und Weise bald ändern, wie wir im Internet auf Informationssuche gehen.

Wie schon erwähnt, ist der Schritt von vorherigen Chatbots außerdem sehr erstaunlich. Die Entwicklung geht schnell voran und ChatGPT ist wahrscheinlich nur ein Vorgeschmack darauf, wie wir das Internet in Zukunft erleben könnten.

Siehst Du die Gefahr, dass Chat GPT die IT-Branche und damit Berufe wie Softwareentwickler*innen, Webentwickler*innen, Computerprogrammierer*innen oder Programmierer*innen automatisieren könnte?

Jonas: Als ich ChatGPT zum ersten Mal getestet habe, hatte ich tatsächlich zunächst das Gefühl, dass wir bald von einer KI überholt werden könnten. Nach intensiverer Nutzung sehe ich allerdings noch einen weiten Weg, bis es wirklich so weit kommen könnte. Ich bin während meiner Tests, insbesondere im Bereich Softwareentwicklung, oft an Grenzen gestoßen und habe häufig Unsauberkeiten erkannt. Das geschah schon bei weniger komplexen Problemen. Die Umsetzung umfassender Projekte, bei denen oft sehr viele Gegebenheiten bedacht werden müssen, liegt für einen Chatbot wie ChatGPT in weiter Ferne.

Welche Neuerungen könnte die künstliche Intelligenz bringen und was bedeutet das für Entwickler*innen?

Jonas: KI entwickelt sich rasant weiter und wird sicherlich in absehbarer Zeit immer genauere Antworten auf unterschiedlichste Problemstellungen liefern können. Fürs erste könnte ich mir vorstellen, Tools wie ChatGPT als Ersatz für Websuche zu nutzen. Bereits jetzt kann der Chatbot eine große Hilfe sein, auf Lösungsansätze aufmerksam zu werden. Fragen können durch die Eingabe von beliebig ausführlicher, natürlicher Sprache oft genauer gestellt werden als man das durch ein paar Stichwörter in der Google-Suche machen könnte.

Ich bin jedenfalls gespannt darauf, wie KI uns in Zukunft in unserem Arbeitsalltag unter die Arme greifen kann.

Vielen Dank Jonas für das interessante Interview!

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